Die Escuela Popular de Artes liegt am nördlichen Stadtrand von Viña del Mar in Zentralchile. Ihre unmittelbare Nachbarstadt ist Valparaíso, die Hauptstadt der 5. Region.
Viña del Mar ist eine von Tourismus geprägte Küstenstadt, in der die Gegensätze zwischen dem Lebensstandard der wohlhabenden Bevölkerung, die im Zentrum lebt, und den Bewohner.innen der Stadtrandgebiete, den sogenannten Poblaciones, besonders extrem ausgeprägt ist.
In Chile macht das obere Einkommenszehntel fast die Hälfte des Bruttosozialproduktes unter sich aus, während das untere Einkommenszehntel daran nur zu 1,2% beteiligt ist.
Die Escuela Popular de Artes befindet sich genau zwischen der Población Achupallas und Villa Inde-pendencia. Am Rande des Stadtteils sind in den letzten zwanzig Jahren zunehmend illegale, aber von den Behörden geduldete Landbesetzungen entstanden, die sich an den Hügeln wie ein Ring hoch-ziehen und weiter ausdehnen. In der Población Manuel Bustos leben über 10.000 Familien. Es ist die größte Landbesetzung Chiles.
Leben am Rande der Stadt
Vor allem junge kinderreiche Familien, Arbeitslose ohne geregelte Einkünfte, alleinerziehende Frauen und Migrant.innen errichten dort aus dem Nichts ohne jegliche staatliche Unterstützung ihre einfachen Häuser. Dadurch sind neue soziale Brennpunkte entstanden. Die Wohn- und Lebenssituation der Bevölkerung in den Landbesetzungen ist prekär. Es gibt teilweise keine Wasser- und Abwasserkanalisation und kein Stromnetz. Bei Regen verschlammen die ungeteerten Wege, so dass die Bewohner.innen zeitweise von der Zivilisation abgeschnitten sind. Es fehlt an öffentlichen Einrichtungen, Beratungsstellen oder sonstigen dezentralen Hilfsangeboten.
Für die Kinder und Jugendlichen existieren keine geschützten Räume zur Freizeitbeschäftigung. Problemlagen wie Schulabbruch, Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung, Verschuldung, Kinderarbeit, Drogenkonsum, Alkoholismus und Jugendkriminalität gehören zum Alltag. Die soziale, kulturelle und ökonomische Ausgrenzung der Familien trifft die sich in der Entwicklung befindenden Kinder und Jugendlichen besonders hart.
Besonders in den Landbesetzungen, welche die Escuela Popular de Artes (EPA) umgeben, ist es schwer, den Teufelskreis von Ausgrenzung und Perspektivlosigkeit zu durchbrechen. Aber es gibt auch Solidarität und Eigeninitiative. Dort setzt die EPA mit ihrem in Chile einzigartigen Konzept einer sozial ausgerichteten Musik- und Kunstschule an.